Der Klimawandel bedroht die Menschheit existentiell. Wenn wir ihn nicht rechtzeitig aufhalten, wird sich unsere Lebenssituation in Deutschland noch in diesem Jahrhundert dramatisch verschlechtern – während in anderen Weltregionen die Auswirkungen noch katastrophaler und für viele Menschen tödlich sein werden. Nicht nur die Moral, sondern auch das Ziel, unseren und den globalen Wohlstand über die nächsten zwanzig Jahre hinaus zu erhalten, gebieten es also, die Klimaziele nach dem Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten. Wir brauchen dafür eine Energiewende, die so konsequent und zügig durchgeführt wird, dass wir unser Budget an klimaschädlichen Emissionen nicht überziehen.
Um das zu schaffen, müssen wir in allen Bereichen unsere Energiewende-Maßnahmen schneller und entschiedener umsetzen: Wir müssen die Wärmeversorgung auf Wärmepumpen und Fernwärme umstellen, damit keine neuen Öl- und Gasheizungen eingebaut und alte ersetzt werden. Der Ausbau von Wind- und Solarkraft muss vervielfacht werden, indem er wieder langfristig planbar gefördert und die 10H-Regel abgeschafft wird. Für die Verkehrswende müssen wir den öffentlichen Nahverkehr ausbauen, sodass jeder Ort mindestens einmal pro Stunde mit Bus oder Bahn bedient wird, den Fern- und Güterverkehr auf der Schiene zuverlässig und schnell machen und Verbrennerautos durch Elektroautos ersetzen. Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe haben einen viel schlechteren Wirkungsgrad als Batterien, können aber bei LKWs, Schiffen oder Flugzeugen einen wichtigen Beitrag leisten.
Für mich als Sozialdemokrat ist dabei entscheidend, dass wir die Lasten und Kosten, die die Energiewende zwingend mit sich bringt, gerecht verteilen: Ein CO2-Preis ist deshalb kein Allheilmittel, weil sich zwar Ärmere dadurch einschränken müssen, Reichere sich aber einfach freikaufen können, ohne ihr Leben zu ändern. Wir müssen deshalb auch auf kluge, steuerfinanzierte Förderung erneuerbarer Energien setzen und klimafreundliche Alternativen schaffen, sodass etwa bei der Mobilität ein gut ausgebauter, günstiger öffentlicher Nahverkehr ressourcenfressende (E-)Autos ersetzen kann. Die Einnahmen aus der CO2-Steuer müssen außerdem per Klima-Bonus pro Kopf wieder zurückgezahlt werden, sodass unterm Strich die Ärmeren, die weniger klimaschädlich leben, finanziell profitieren.
Nichtsdestotrotz dürfen wir nicht vergessen, dass Deutschland nur einen geringen Anteil der derzeitigen globalen Emissionen selbst einsparen kann. Wir müssen trotzdem tun, was wir tun können – aber auch die Prioritäten dementsprechend setzen: Wenn wir es schaffen, mit technischen Innovationen die Kosten zur klimafreundlichen Erzeugung von Energie weiter zu senken, dann lohnt es sich überall auf der Welt weniger, Kohle oder Gas dafür zu verwenden. Die EU hat außerdem eine enorme Marktmacht und kann deshalb mit Klimazöllen dafür sorgen, dass Produktionen auch in Ländern, die nach Europa exportieren, klimafreundlich umgestellt werden. So können wir einen Beitrag leisten, die Energiewende weltweit voranzutreiben.