Recht auf Sterben?
Die Diskussion um den assistierten Suizid

14|04|2023

"Recht auf Sterben? Die Diskussion um den assistierten Suizid" - um dieses schwierige Thema ging es bei einer Veranstaltung, zu der ich vor Ostern in den Freisinger Furtnerbräu eingeladen habe. Die etwa 50 Besucher:innen konnten nicht nur mit mir, sondern auch mit zwei Referentinnen diskutieren: Prof. Kerstin Schlögl-Flierl, Mitglied des deutschen Ethikrats, und Hiltrud Rock-Hermann, Palliativmedizinerin und Ethikberaterin.

Nachdem das Bundesverfassungsgericht 2020 das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe gekippt hat, arbeiten wir im Bundestag aktuell an einem neuen Gesetz, um eine verfassungsgemäße Regelung zu finden. Unsere Aufgabe ist es, denen einen Suizid zu ermöglichen, die sich freiverantwortlich dafür entscheiden. Andererseits müssen wir verhindern, dass sich Menschen eben nicht freiverantwortlich töten – auch das hat uns das Verfassungsgericht auferlegt.

Eine wichtige Entscheidungshilfe für uns Bundestagsabgeordnete ist die Stellungnahme, die der Deutsche Ethikrat 2022 unter dem Titel "Suizid – Verantwortung, Prävention und Freiverantwortlichkeit" veröffentlicht hat. "Ein Suizid ist irreversibel. Deshalb muss der freie Wille des Sterbewilligen klar erkennbar sein", betonte Schlögl-Flierl, die die Stellungnahme mitverfasst hat.

Wie aber kann dieser freie Wille festgestellt werden? Dass eine qualifizierte, ergebnisoffene und unabhängige Beratung Teil einer Neuregelung des assistierten Suizids sein muss – darüber waren sich die zwei Referentinnen und ich einig. "Als Palliativmedizinerin weiß ich, dass viele Menschen ihr Leid einfach nur abkürzen wollen. Als Gesellschaft müssen wir daran arbeiten, das Thema zu enttabuisieren und die Suizidprävention zu verbessern", erklärte Rock-Herrmann.

Auch aus dem Publikum kamen zahlreiche Fragen. Es ging unter anderem um das Thema Demenz und assistierter Suizid sowie um die Rolle der Hospizvereine. Für mich war die Diskussion sehr bereichernd – sie wird mir helfen, mich in den Beratungen zu positionieren und eine gute Entscheidung zu treffen. Mein herzlicher Dank geht an die beiden Referentinnen und an alle Veranstaltungsgäste!