Seit 2017 habe ich mich an der LMU in München intensiv mit dem Thema Bürgerkriege und Waffenhandel auseinandergesetzt – zuerst in meiner Masterarbeit, dann im Rahmen meiner Promotion (die ich hoffentlich in den nächsten Monaten endgültig abschließen kann). Im 21. Jahrhundert spielen Kriege zwischen Staaten zum Glück eine viel geringere Rolle als im 20. Jahrhundert – gleichzeitig fordern aber eine Vielzahl von innerstaatlichen Konflikten, also Auseinandersetzungen zwischen Regierungen und nichtstaatlichen Akteuren, Millionen von Toten. Deshalb wollte und will ich mit meiner Arbeit zu einem besseren Verständnis dieser Konflikte beitragen, damit wir bessere Maßnahmen zur Prävention und Eindämmung entwickeln können.

Im ersten Artikel, an dem ich mitarbeiten durfte, konnte ich zusammen mit meinen Kollegen zeigen, dass sich das Risiko eines Konfliktausbruchs erhöht, wenn ein für solche Konflikte anfälliger Staat schwere Waffen wie Panzer oder Flugzeuge importiert. Das mag nach "Capitan Obvious" klingen, tatsächlich war der empirische Nachweis bis zu unseren Analysen, basierend auf einem großen detaillierten Datensatz, noch nicht erbracht. Und theoretisch ist die Sache bei weitem nicht so eindeutig, wie man annehmen könnte: Ein militärisch besser ausgestatteter Staat kann natürlich diese Fähigkeiten auch nutzen, um seine Bevölkerung zu unterdrücken und Rebellenbewegungen schon im Keim ersticken.

Tatsächlich zeigt sich dieser Effekt auch in einem weiteren Artikel, den ich veröffentlichen konnte: Wenn man sich auf die Importe von Kleinwaffen konzentriert, kann ich in meinen empirischen Modellen keinen Nachweis dafür finden, dass diese Kleinwaffen das Risiko von Konflikten erhöhen – ganz im Gegenteil, unter bestimmten Voraussetzungen verringert sich dieses Risiko sogar. Theoretisch lässt sich das eben dadurch erklären, dass z. B. eine gut ausgestattete Polizei die Bewaffnung von Gruppen verhindern kann und somit erst gar keine Möglichkeit für größere gewaltsame Auseinandersetzungen entsteht.

Eine ähnliche Logik zeigt sich auch in einem Artikel, in dem wir die Auswirkungen von Waffenimporten auf die Dauer solcher Konflikte untersucht haben. Da zeigt sich, dass unter bestimmten Bedingungen tatsächlich Konflikte schneller beendet werden, wenn die Regierung besser mit Panzern, Flugzeugen und Artillerie ausgestattet ist. Während solche Importe also das Risiko erhöhen, dass ein Konflikt überhaupt ausbricht, können sie letztlich trotzdem auch dazu führen, dass er schneller wieder vorbei ist.

Die Zusammenhänge zwischen den militärischen Fähigkeiten von Staaten und dem inneren Frieden sind also komplex – einfache Antworten, wie wir als Deutschland und Europa für eine friedliche Welt sorgen können, sind deswegen meistens nicht besonders hilfreich. Einige Lehren ziehe ich allerdings auf jeden Fall aus meiner Forschung, z. B. zur Waffenexportpolitik: Während wir in Deutschland oft besonders den Export von Kleinwaffen kritisch beäugen, sollten wir wohl auch einen besonderen Fokus auf die Exporte von großen konventionellen Waffen legen, wenn es um die Verhinderung von neuen Konflikte geht.