Leistungsbilanzüberschüsse als Versicherung gegen die Demographie?
Nur ein kurzer Gedanke:
Derzeit wird ja viel über die Notwendigkeit ausgeglichener Leistungsbilanzen diskutiert – Deutschland wird ein „Importdefizit“ vorgeworfen, das heißt Deutschland importiert weniger als es exportiert. Da der Saldo aller Länder zusammen immer Null betragen muss, bedeutet das automatisch, dass andere Länder dafür mehr importieren als sie exportieren, sprich Schulden im Ausland, z. B. in Deutschland, machen.
Welche negative Dynamik das entfalten kann, lässt sich seit Beginn der Krise sehr schön im Euroraum nachverfolgen. Insofern ist der Abbau sowohl von Leistungsbilanzdefiziten, wie sie die Krisenländer aufgewiesen haben und teilweise immer noch aufweisen, als auch von -überschüssen, wie sie Deutschland hat, notwendig und richtig.
Die Konsequenz, die ich allerdings in der Diskussion nicht beachtet sehe, lautet aber doch, dass es Ländern nicht möglich gemacht wäre, im Ausland Vermögen „anzusparen“: Gelangt man zu der Einsicht, dass Deutschlands Wirtschaftswachstum auch in Zukunft gering bleiben wird und sich starke demographische Probleme abzeichnen, wäre ja eine mögliche Überlegung, sich in Ländern ein Vermögen aufzubauen, in denen die Aussichten bei Demographie und Wachstum besser sind. Wenn unsere Erwerbstätigen dann eines Tages nicht mehr in der Lage sind, die vielen Rentner zu finanzieren, kann vom im Ausland vorhandenen Vermögen gelebt werden.
Ich sage nicht, dass ich dauerhafte Leistungsbilanzdefizite gutheiße. Auch nicht, dass es so schlau ist, sich darauf zu verlassen, dass andere Länder ihre Schulden gegenüber Deutschland zurückzahlen. Aber ich finde schon, dass man sich klar werden muss, was der „Verzicht“ auf Leistungsbilanzüberschüsse heißt: Dass auch in Zukunft in einem Jahr nur so viel konsumiert werden kann, wie produziert wird. Gegen die Demographie hilft dann auch keine kapitalgedeckte Rentenversicherung, sondern nur höhere Produktivität und höheres Wachstum.