Inflation wirksam bekämpfen - Meine Rede im Deutschen Bundestag

23|06|2022

Die Preise steigen, die Inflation ist für uns alle spürbar. Für viele ist sie aber nicht nur spürbar. Viele können sich die stark gestiegenen Preise schlicht nicht leisten.

In meiner heutigen Rede im Bundestag habe ich deutlich gemacht, dass wir gezielt dort entlasten müssen, wo Menschen von den Kostensteigerungen überfordert sind.

Das haben wir schon getan, und das werden wir auch mit zusätzlichen, weiteren Maßnahmen tun. Die Hauptursache für die Inflation sind die Energiepreise – schon im Winter sind sie gestiegen, und seit dem Krieg in der Ukraine sind sie steil nach oben gegangen. Hier müssen wir gegensteuern.

Wir beschleunigen den Ausbau der Erneuerbaren Energien, die dem Preisanstieg der fossilen Energien entgegenwirken. Wir versuchen, Gasengpässe so gut wie möglich durch Sparanreize und durch das Auffüllen der Gasspeicher zu verhindern. Und wir machen aus dem stumpfen Dolch Kartellrecht ein scharfes Schwert, damit Krisengewinne abgeschöpft werden können.

Diskutiert haben wir über einen Antrag der Union, eine klassische Mogelpackung. Die Union verspricht, was sie nicht halten kann. Wir brauchen zurzeit wirklich keine Mogelpackungen. Wir brauchen konkrete Maßnahmen, die wir bereits auf den Weg gebracht haben und die den Preisanstieg wirklich bremsen.

Wir müssen gezielt dort entlasten, wo Menschen von den gestiegenen Kosten überfordert sind.

Meine Rede im Volltext

Vizepräsidentin Yvonne Magwas:
Für die SPD hat das Wort Andreas Mehltretter.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN - Michael Schrodi (SPD): Jetzt die Stimme der Vernunft! Sehr gut!)

Andreas Mehltretter (SPD):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Der Antrag der Union ist eine klassische Mogelpackung. Auf dem Antrag steht: Teuerspirale durchbrechen.

(Markus Herbrand (FDP): Das war es dann auch!)

Im Antrag sind aber kaum Maßnahmen enthalten, die die Inflation tatsächlich dämpfen könnten.

Wir alle kennen die Zahlen: Dieses Jahr erwartet die Europäische Zentralbank eine jährliche Inflationsrate von 6,8 Prozent. Diese Inflation ist für uns alle spürbar. Für viele ist sie aber nicht nur spürbar, viele können die stark gestiegenen Preise schlicht nicht bezahlen. Natürlich müssen wir diese Menschen entlasten. Das haben wir schon getan, und das werden wir mit zusätzlichen Maßnahmen tun, vor allem gezielt dort, wo Menschen von den Kostensteigerungen überfordert sind.

Wir tun auch das, was Sie versprechen, aber mit Ihrem Antrag nicht halten: Wir müssen die Inflation abdämpfen, und das heißt, wir müssen dort ran, wo die Preisanstiege tatsächlich herkommen. Eine Hauptursache sind die Energiepreise. Schon im Winter sind sie gestiegen, und seit dem Krieg in der Ukraine sind sie steil nach oben gegangen. Mit den steigenden Energiepreisen zahlen wir jetzt dafür, dass wir zu lange in der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern geblieben sind. Wir zahlen dafür, dass wir die erneuerbaren Energien nicht schnell genug ausgebaut haben.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD - Johannes Steiniger (CDU/CSU): Das waren doch Wirtschaftsminister von der SPD, meine ich!)

Schon jetzt ist Strom aus Wind und Sonne viel günstiger als Strom aus Gas und Kohle und auch als Atomstrom. Während die Preise für fossile Energieträger gerade durch die Decke gehen, ist abzusehen, dass die Kosten für die Nutzung erneuerbarer Energien weiter sinken werden. Es ist und bleibt daher richtig, die Energiewende voranzutreiben - weil wir unsere Klimaziele erreichen müssen, weil wir nur so unabhängig von fossilen Energieträgern werden und weil wir nur so die Preisspirale durchbrechen können.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Die Preise sind auch deswegen so hoch, weil Gas, Öl und Kohle nicht so sicher verfügbar sind, wie wir immer geglaubt haben.

(Karsten Hilse (AfD): Ganz genau! Aber Wind!)

Eine Verlängerung der Laufzeit der noch betriebenen Atomkraftwerke bietet diese Sicherheit aber genauso wenig. Das Gegenteil ist der Fall; auch wenn Sie, liebe Union, das in diesen Tagen immer wieder behaupten.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das zeigt gerade ein Blick nach Frankreich. Dort sind mehr als die Hälfte aller Atomkraftwerke gerade wegen Sicherheitsmängeln außer Betrieb.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN - Michael Schrodi (SPD): Sehr richtig!)

Das heißt, Kernenergie kann die Versorgungssicherheit nicht gewährleisten, und teuer ist sie auch noch.

(Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU): Schauen Sie doch mal in die anderen europäischen Länder! Zum Beispiel nach Schweden!)

Der Ausfall der französischen Atomkraftwerke hält in ganz Europa die teuren Gaskraftwerke am Laufen und treibt den Strompreis nach oben.

(Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Genauso ist es! Mal mit den Fakten beschäftigen!)

Das sind die Fakten, liebe Union.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Um Gas zu sparen und um den Strompreis wieder zu drücken, müssen wir jetzt wieder Kohlekraftwerke aus der Reserve ans Netz nehmen. Das ist bitter, aber leider notwendig.

(Jörn König (AfD): Wer hat’s vorher gewusst? Die AfD!)

Wir wollen weitere Anreize setzen, den Gasverbrauch zu reduzieren. Konkret sind Auktionsmodelle für die Industrie in Planung. Bei den privaten Haushalten schlagen wir zum Beispiel einen Energiesparbonus vor, weil auch ein geringerer Verbrauch insgesamt für jeden Einzelnen die Preise senkt.

(Jörn König (AfD): „Gewußt wie - spart Energie“! Eine Kampagne in den 80er-Jahren in der DDR!)

Gleichzeitig tun wir alles, was sinnvoll ist, um ein ausreichendes Angebot an Gas sicherzustellen, weil mehr Angebot die Preise auch wieder drückt. Deswegen schaffen wir in einem rasanten Tempo Anlandemöglichkeiten für Flüssiggas und füllen unsere Speicher.

Meine Damen und Herren, wenn wir über zu hohe Preise reden, müssen wir auch darüber reden, wo im Moment die Preise hochgetrieben werden, um möglichst großen Profit aus der aktuellen Situation zu schlagen.

(Kay Gottschalk (AfD): CO2-Bepreisung!)

Genau das ist zum Beispiel bei Benzin und Diesel das Problem. Das Kartellrecht sollte hier dagegenhalten können, aber dieses Schwert ist leider eher ein stumpfer Dolch.

(Kay Gottschalk (AfD): Was für ein Träumer!)

Die Lücken im derzeitigen Kartellrecht sind offensichtlich; nicht erst seit heute. Eine Reform wäre auch schon unter dem letzten Wirtschaftsminister - er war übrigens von der Union - fällig gewesen. Das holen wir jetzt nach. Wir werden Sektoruntersuchungen so ausbauen, dass sie konkrete Maßnahmen zur Folge haben für mehr Wettbewerb und damit für niedrigere Preise. Wir werden die Hürden für die Vorteilsabschöpfung entscheidend senken und Entflechtungen als letztes Mittel ermöglichen.

Meine Damen und Herren, zur Bekämpfung der Inflation gehört eine Energiepolitik, die den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt, statt ihn mit unsinnigen Abstandsregeln zu verhindern. Dazu gehört ein Kartellrecht, das günstigere Preise durch mehr Wettbewerb schafft. Wir brauchen keine Unionsmogelpackung, sondern diese konkreten Maßnahmen, die wir auf den Weg gebracht haben und die den Preisanstieg wirklich bremsen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

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